INDUSTRIE
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Ausmass der Rover-Probleme

Montag, 11. April 2005 / 18:58 Uhr

London - Rover verliere jeden Monat umgerechnet 45 bis 56 Mio. Fr., sagte der Insolvenzverwalter Ian Powell von PriceWaterhouseCoopers.

Der Regierungskredit reicht gerade mal für eine Atempause von einer Woche.

Hätte die britische Regierung dem Unternehmen am Sonntag nicht einen Kredit von 14,7 Mio. Franken gewährt, hätte er zu Beginn dieser Woche 5300 der 6000 Beschäftigten entlassen müssen, sagte Powell an einer Medienkonferenz.

Der Regierungskredit für Löhne und andere Ausgaben reicht gerade mal für eine Atempause von einer Woche. Die Produktion ruht vorderhand weiter.

In der verbleibenden Zeit bis Freitag sollen nach dem Willen der Regierung die Gewerkschaften und der Insolvenzverwalter möglichen Interessenten realistische Vorschläge zur Weiterführung des Betriebs unterbreiten. Powell will auch mit dem abgesprungenen Investor Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) aus China erneut Gespräche aufnehmen.

Schlechte Aussichten

Doch die Chancen dafür stehen nicht gut. Ein SAIC-Sprecher sagte der Tageszeitung Times, das Unternehmen habe derzeit kein Interesse an einem Einstieg bei Rover. SAIC hatte sich letzte Woche aus Übernahmegesprächen zurückgezogen. Der Insolvenzverwalter sprach hingegen von einer Reihe Interessenten, die sich über das Wochenende gemeldet hätten.

Kaum war die öffentliche Finanzspritze publik, hat die EU-Kommission die britische Regierung ermahnt. Die geplante Millionen-Hilfe für den zahlungsunfähigen Autohersteller Rover müsse zur Prüfung angemeldet werden. Wir erwarten eine Anmeldung binnen der kommenden 24 Stunden, sagte ein Sprecher der Kommission in Brüssel.

Wahlkampf-Thema

Das Schicksal der Autofabrik wurde rund vier Wochen vor den Parlamentswahlen im Mai zum Wahlkampf-Thema. Der konservative Oppositionsführer Michael Howard warf Premierminister Tony Blair vor, sich viel zu spät eingeschaltet zu haben.

Blair sagte, die Industrie sei für Grossbritannien trotz aller Bedeutung des Dienstleistungssektors von entscheidender Wichtigkeit. Weitere finanzielle Zusagen machte er aber nicht.

Rover gehörte von 1993 bis 2000 zum Deutschen Autokonzern BMW. Britische Branchenexperten werfen BMW vor, beim Ausstieg mit der Marke Mini und dem Verkauf von Landrover an Ford die Rosinen aus dem Unternehmen herausgepickt zu haben. Rover ist seit Freitag zahlungsunfähig. Bankanalysten bewerteten die Überlebenschancen der ehemaligen BMW-Tochter als gering.

(sl/sda)


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