Im Rahmen der Microsoft-Initiative «Unlimited Potential» hat der Verkauf der IQ PCs Anfang Juli als Pilotprojekt begonnen und soll vor allem Schulkindern zugute kommen. Die Geräte kosten jeweils 500 Dollar (600 Franken), bei entsprechender Nachfrage soll der Preis sinken.
Kritische Stimmen sehen hinter der Initiative weniger soziales Engagement, als vielmehr kommerzielle Interessen.
«In erster Linie möchte Microsoft sicherlich junge Käuferschichten an sich binden, was insbesondere in einem Wachstumsmarkt wie Indien eine kluge Strategie ist», sagt Erste-Bank-Analyst Ronald Stöferle.
Probemarkt
Aufgrund einer recht ausgeprägten Technik-Affinität würden immer mehr Firmen- aber auch Privatuser auf Linux umsteigen, erläutert Stöferle. Dem wolle Microsoft entgegenwirken.
«Zudem sieht man Indien als Probemarkt für restliche Schwellenländer, deren Potenzial enorm ist.»
Die Bereitstellung einer adäquaten Bildungsversorgung für die ärmsten Bevölkerungsschichten sei aber vermutlich nicht der einzige Beweggrund für diese Verkaufsstrategie.
Digitale Kluft überwinden
«Unser Bestreben ist es dabei zu helfen, den Zugang zu Informationstechnologie zu erhöhen und indischen Konsumenten in städtischen und ländlichen Regionen erschwingliche Computing-Lösungen anzubieten. Damit wollen wir letztlich dazu beizutragen, die digitale Kluft in Indien zu überwinden», sagt Ram Narayanan, Leiter der Abteilung Emerging Segment Market Development bei Microsoft Indien.
Neben der Erschwinglichkeit würden auch die Sachdienlichkeit und die Zugangsmöglichkeit bei dieser Initiative im Mittelpunkt stehen, ergänzt Narayanan.
Man erwarte keinen sofortigen Cash flow, sondern arbeite an diesem Programm im Rahmen langfristiger Ziele, kommentiert Ravi Venkatesan, Chairman von Microsoft Indien die Einführung des Billig-Computers.
Informationstechnologie sei nicht nur ein Wachstumssektor der indischen Wirtschaft, sondern auch einer der Schlüssel für soziale Entwicklung.
Doppelt so viele PC-Benutzer bis 2011
Derzeit besitzen nur zwei von 100 Indern einen eigenen PC, berichtet das Wall Street Journal. Dank der stark wachsenden indischen Wirtschaft rechnen Analysten jedoch damit, dass sich die Zahl der PC-Besitzer bis 2011 mehr als verdoppeln wird.
Ob die diversen Projekte rentabel sind, kann nur schwer beurteilt werden, so Stöferle. «Die Margen sind bestimmt sehr klein, durch Skaleneffekte kann man aber wahrscheinlich Gewinne erzielen. In erster Linie sind die Projekte jedoch Investitionen in einen Wachstumsmarkt von Milliarden potenziellen Kunden», sagt Stöferle.
Schwer vorhersehbar sei auch, welcher Konzern sich in den neuen Märkten durchsetzen wird, da alle ähnliche Projekte entwickeln. Dies werde sich vermutlich erst in einigen Jahren zeigen.
In erster Linie würden aber Kinder und Jugendliche von Initiativen wie diesen profitieren, so die Einschätzung des Analysten.
Bildungssoftware vorinstalliert
Die IQ-PC-Initiative beschränkt sich vorerst auf Bangalore und Pune, ab November soll sie auf das gesamte Land ausgeweitet werden. Microsoft steuert neben anderen Softwareherstellern Bildungssoftware bei, die bereits auf den PCs installiert ist - die Hardware kommt von AMD und Zenith Computers.
Die Bildungssoftware umfasst unter anderem Lehrstoff vom Kindergarten bis zum zwölften Schuljahr, unterhaltende Inhalte oder Lernanleitungen für die Fremdsprache Englisch.
Der Computer soll Schülern dabei helfen, ihre Leistungen zu verbessern und damit einen positiven Betrag zur Bildungssituation in dem schnell wachsenden Land beitragen, heisst es bei Microsoft.
Kritiker beanstanden den Preis der IQ-PCs, der für viele Inder zu hoch sei. In Anbetracht der gesamten Kosten für Software und Hardware, würde ein guter Verkaufspreis angeboten, argumentiert dagegen Narayanan. «Dies ist ein erst Pilotprojekt und wir sind bestrebt, bei einer Ausweitung des Marktes die Preise zu senken.»
Kooperation nicht ausgeschlossen
Intel hat ein mit seinem Classmate PC bereits ein ähnliches Projekt auf die Beine gestellt. Dieser fällt mit einem Preis von rund 250 Dollar günstiger aus als der IQ PC.
Das Billig-Notebook ist nur in Entwicklungsländern erhältlich und gilt als Antwort auf den 100-Dollar-Laptop der «One Laptop per Child»-Initiative. Microsoft scheint dagegen auch eine Kooperation mit der Initiative «One Laptop per Child» nicht auszuschliessen.
Demnach haben Bill Gates und OLPC-Gründer Nikolas Negroponte schon mehrmals über das Projekt diskutiert. Microsoft wünsche sich, dass der Laptop auch mit seinem Betriebssystem Windows laufen soll. Ziel des OLPC-Projektes ist es, jedes Kind in den Entwicklungsländern mit einem Notebook auszustatten.