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Finanzkontrolle und PwC prüften Devisenkauf ohne komplette Angaben

Dienstag, 10. Januar 2012 / 20:54 Uhr

Bern - Die Eidg. Finanzkontrolle und die Revisionsstelle der Schweizerischen Nationalbank (SNB), PricewaterhouseCooper (PwC), verteidigen ihre Beurteilung des Devisengeschäfts des ehemaligen Nationalbankpräsidenten Philipp Hildebrand, respektive seiner Frau.

Die Schweizerische Nationalbank hatte nicht alle Informationen für eine richtige Beurteilung.

«Unsere Untersuchungen basieren auf den Unterlagen, die wir von der SNB am 16. Dezember erhalten haben. Die neusten Unterlagen waren nicht dabei», sagte Claudia Sautter von PwC Schweiz in der Sendung «Echo der Zeit» von Schweizer Radio DRS am Dienstag.

Gemeint ist ein belastendes Email vom Kundenberater Hildebrands bei der Bank Sarasin. Er erwähnt darin, dass Hildebrand im Gespräch am Vortag der Devisenkäufe gesagt habe, es sei für ihn in Ordnung, wenn seine Frau Dollar kaufen wolle.

Auch Kurt Grüter, Direktor der Eidg. Finanzkontrolle, stand die Email bei der Prüfung der Finanztransaktion nicht zur Verfügung. Hätte die Finanzkontrolle Kenntnis davon gehabt, wäre der Bericht zuhanden des Bundesrates etwas anders ausgefallen: «Wir hätten innerhalb des Berichtes den Bundesrat informiert, dass diese Transaktion reglementskonform war, aber vielleicht nicht genügend sensibel wahrgenommen wurde von Hildebrand.»

Auch SNB hatte nicht alle Informationen

Auch die SNB habe keine Kenntnis des belastenden Email-Verkehrs zwischen Hildebrand und dem Kundenberater gehabt, bestätigte SNB-Sprecher Walter Meier weitere Informationen von Schweizer Radio DRS. Demnach hatte Hildebrand das Mail, das sein grundlegendes Einverständnis zu einem grösseren Dollarkauf seiner Frau bestätigt, der SNB nicht gezeigt.

Dieses belastende Mail habe man erst auf Hinweis der Bank Sarasin gesucht und gefunden. Die ursprüngliche Einschätzung des Leiters des Rechtsdienstes, dass die Transaktion kein Problem darstelle, sei aufgrund unvollständiger Informationen zustande gekommen.

PwC wie auch die Finanzkontrolle kamen nach vertieften Prüfungen aller Transaktionen der Familie Hildebrand am 21. Dezember zum Schluss, dass es keine unzulässigen Transaktionen und keinen Missbrauch von privilegierten Informationen gegeben habe. Die Prüfer hatten einen uneingeschränkten und vollständigen Einblick in alle Banktransaktionen im Jahre 2011.

Suche nach Nachfolger hat begonnen

Bereits am Tag nach dem Rücktritt von Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand hat der Bankrat die Suche nach einem Nachfolger aufgenommen. Entscheide teilte das Aufsichtsgremium der SNB bis am Abend keine mit.

Mit der Suche nach einem Kandidaten befasst sich die dreiköpfige Ernennungskommission des Bankrats. Dieser gehören laut Nationalbank-Sprecher Walter Meier Bankrats-Präsident Hansueli Raggenbass, der Genfer Volkswirtschaftsprofessor Cédric Tille und der Neuenburger Staatsrat Jean Studer an.

Der elfköpfige Bankrat macht dann dem Bundesrat einen Vorschlag. Dieser wählt die Mitglieder des SNB-Direktoriums, kann dabei aber die Vorschläge des Bankrats nur annehmen oder ablehnen. Frei entscheidet der Bundesrat dagegen, welches der drei Mitglieder er zum Präsidenten und welches er zum Vizepräsidenten ernennt.

(fest/sda)


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