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Keine Überraschung

Donnerstag, 17. März 2005 / 18:53 Uhr
aktualisiert: 18. März 2005 / 08:17 Uhr

Bern - Der Nullentscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat die Finanzwelt nicht überrascht. Ökonomen sowie Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften haben damit gerechnet, dass die Leitzinsen tief bleiben.

Ökonom Gaillard bezeichnete das Festhalten an der expansiven Geldpolitik als vernünftig.

Die SNB betreibe die richtige Politik, um Konjunkturrisiken einzudämmen und den Spekulationsdruck vom Franken zu nehmen, sagte Astrid Frey, Ökonomin bei der Bank Sarasin. Eile für die nächsten Zinsschritte bestehe nicht.

Sie erwarte auch bei der nächsten Sitzung zur geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB im Juni noch keine Zinserhöhung, sondern erst im Dezember einen moderaten Schritt um 0,25 Prozentpunkte, sagte Frey. Davon geht auch Bernard Lambert von Pictet & Cie aus.

Erster Schritt im Juni?

Willy Hautle, Chefökonom der Zürcher Kantonalbank (ZKB), dagegen erwartet möglicherweise einen ersten Schritt im Juni, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Über ein weiteres Hinausschieben werde die Entwicklung des Dollar entscheiden.

Der Zinserhöhungszyklus werde weiter gehen, auch wenn der Dollar und die Ölpreise Störfaktoren bleiben könnten. In zwölf Monaten werde sich der Dreimonatslibor auf 1,5 Prozent verdoppelt haben, prognostizierte Hautle.

Eine positive Überraschung könnte es laut Hautle in Deutschland geben: Bundeskanzler Gerhard Schröder könnte mit der Senkung der Körperschaftssteuer die Konjunktur antreiben.

Zug verpasst

Nach Ansicht von Jacques Nicola, Analyst bei Bordier & Cie in Genf, hat die SNB den Zug verpasst. Gerate die Schweiz in eine Rezession, könne die Notenbank nämlich die Leitzinsen nicht mehr viel tiefer senken, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Die Wirtschaftsverbände seien froh über den SNB-Beschluss, sagte Rudolf Walser vom Dachverband economiesuisse. Allerdings könne die Geldpolitik bei der momentanen Situation mit dahindümpelnder Konjunktur nicht sehr viel zur Verbesserung der Wirtschaftslage beitragen.

Gefordert sei in dieser Phase vielmehr eine staatliche Wirtschaftspolitik. Der Bundesrat müsse den Unternehmen Perspektiven aufzeigen, indem er eine innovative Steuer-, Wettbewerbs- und Regulierungspolitik vorantreibe.

Vernünftige Geldpolitik

Serge Gaillard, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB), bezeichnete das Festhalten an der expansiven Geldpolitik als vernünftig. Die Wirtschaft wachse kaum noch, die Beschäftigung stagniere, und eine Inflationsgefahr sei weit und breit nicht in Sicht.

Tiefe Leitzinsen seien ein wirksames Mittel, um die Wirtschaft zu stärken. Konsum und Wohnbau werde so unter die Arme gegriffen, und der Franken werde gegenüber dem Euro nicht zu stark, erklärte Gaillard.

(bert/sda)


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