TOURISMUS
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Kleine Hotels sind noch nicht «efit»

Freitag, 17. März 2006 / 13:21 Uhr
aktualisiert: 14:02 Uhr

Berlin - Der heutige Tourist nutzt alle Arten von Informationstechnologien und wird ständig anspruchsvoller.

Jederzeit und überall ins Internet und Informationen suchen - der heutige Reisende wird anspruchsvoller.

Viele Beherberger erwirtschaften bereits mehr als die Hälfte Ihres Umsatzes direkt oder indirekt über Internet und E-Mail. Gleichzeitig sind Internet-Investitionen und IT-Know-how oft auf einem niedrigen Niveau.

Deshalb hat sich das EU-Projekt «eFitness Benchmarking im Tourismus» zum Ziel gesetzt, touristische Leistungsträger «efit» zu machen. Acht Destinationen und mittlerweile über 100 Betriebe sind mit dabei.

Zeitdruck war schon bisher in touristischen Betrieben kein Fremdwort. Heute allerdings ist der Zeitbedarf insgesamt rapide angestiegen: E-Mail-Anfragen, Kontingente und Website wollen aktualisiert und erledigt sein. Durchschnittlich werden gut 60 Stunden pro Monat für diese Tätigkeiten aufgewendet, wie die ersten Ergebnisse des Projektes «eFitness Benchmarking» zeigen.

Eigene Kondition verbessern

Die Projektteilnehmer verstehen unter eFitness jene Fähigkeit, richtig und kompetent mit den wachsenden Anforderungen bei E-Mail-Korrespondenz, Website, Online-Buchung und E-Marketing umzugehen.

Wie auch bei der körperlichen Fitness muss die eigene Kondition verbessert werden: Regelmäßiges Training, die richtigen Hilfsmittel und professionelle Begleitung sind auch im virtuellen Bereich unumgänglich. Dass dabei noch einiger Aufholbedarf besteht, zeigen die Daten des ersten eFitness-Checks, welcher in acht Tourismusdestinationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei 110 Beherbergungsunternehmen durchgeführt wurde.

Wenig Investitionsbereitschaft

Über 50 Prozent der befragten Hoteliers und Vermieter haben weniger als 1 000 Euro in den Aufbau der Website investiert, 30 Prozent geben weniger als 200 Euro im Jahr für E-Marketing wie zum Beispiel die Nutzung von Reiseportalen, Newsletter oder Internet-Werbung, aus.

Dabei wird durchschnittlich 22 Prozent des Gesamtumsatzes über die eigene Website und 20 Prozent über E-Mail-Anfragen generiert. Ein direkter Zusammenhang zwischen Investitionsvolumen in neue Medien und Buchungserfolg konnte beim Check allerdings nicht festgestellt werden.

Vielmehr gibt es eine Vielzahl an Faktoren, die für den Internet-Buchungserfolg ausschlaggebend sind, wie beispielsweise die regelmäßige Aktualisierung freier Online-Kontingente oder die prompte und professionelle Beantwortung von E-Mail-Anfragen.

Kleine Betriebe sind benachteiligt

Eines hat der eFitness-Check ganz deutlich gezeigt: Kleine Betriebe sind gegenüber größeren Betrieben deutlich benachteiligt. So investieren Betriebe mit einem Jahresumsatz von unter 30 000 Euro durchschnittlich 212 Euro pro Zimmer für die Website, Betriebe mit über 3 Millionen nur noch 65 Euro pro Zimmer. Ähnliche Skaleneffekte gibt es bei E-Marketing und auch bei der Nutzung von Online-Portalen für den Vertrieb.

Das Projekt wendet sich daher vor allem auch an kleinere Betriebe – um sie «efit» zu machen. Die Tourismusdestinationen betrachten eFitness Benchmarking als nachhaltigen Beitrag zum Destinationsmanagement. Ziel ist, eine qualitative Verbesserung in der elektronischen Kommunikation mit den Gästen zu erreichen.

Der eigene Betrieb im Vergleich

Welche Stärken und Schwächen weist die eigene Website auf? Oder: Wie schnell bekommt ein Gast Antwort auf seine E-Mail-Anfrage im Vergleich zu anderen Betrieben? Auswertungen und Vergleiche zu solchen und ähnlichen Fragestellungen erhalten teilnehmende Betriebe mit Hilfe einer gemeinsamen Internet-Datenbank.

Dort sind alle Ergebnisse der eFitness-Checks gesammelt, werden anonym ausgewertet und können mit den Ergebnissen anderer Betriebe verglichen werden. Die individuellen Resultate sind nur für den jeweiligen Betrieb selbst aufrufbar. Abgestimmt auf die festgestellten Entwicklungspotentiale werden Informationsmaterialien bereitgestellt und Kurse vor Ort initiiert.

Im Vordergrund steht dabei die lernende Organisation: «Gerade im Tourismus ist gegenseitige Information über Best-Practice-Lösungen für die Sicherung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit essentiell», so Dr. Roland Schegg, einer der wissenschaftlichen Projektpartner vom Institut Wirtschaft & Tourismus an der Hochschule Wallis.

(smw/news.ch mit Agenturen)


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