BÖRSE ZÜRICH
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Kreditkrise und Inflationsorgen

Donnerstag, 13. Dezember 2007 / 18:52 Uhr

Zürich - Die Schweizer Börse hat am Donnerstag kräftig nachgegeben. Kreditkrise und Inflationsängste sorgten für Abgaben auf breiter Front, wobei vor allem bei den Finanzwerten ein Ausverkauf einsetzte.

Der SMI schloss 2,19 Prozent tiefer.

Dagegen hatte die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Leitzins unverändert zu lassen, kaum Einfluss. Experten hatten erwartet, dass die Notenbank angesichts der grossen Unsicherheit an den Finanzmärkten ihren Zinserhöhungszyklus stoppt.

Die koordinierte Aktion verschiedener Zentralbanken zur Versorgung des Geldmarktes mit Liquidität, die am Vortag noch für Auftrieb gesorgt hatte, heizte die Inflationssorgen an. Diese wurden am Nachmittag dann noch durch den unerwartet starken Anstieg der US-Produzentenpreise und Einzelhandelsumsätze verstärkt.

Der Standardwerteindex Swiss Market Index (SMI) schloss 2,19 Prozent tiefer mit 8658,36 Punkten. Ausser Synthes gaben alle der 20 Bluechips nach. Der breite Swiss Performance Index (SPI) sank um 2,1 Prozent auf 7045,29 Zähler.

Finanzwerte gedrückt

Negative Schlagzeilen von der Kreditkrise lasteten auf den Finanzwerten. Auch sahen die Marktteilnehmer in der Aktion der Notenbanken eher ein negatives Zeichen für die Branche. Der von Lehman Brothers vorgelegte Zwischenbericht war zwar weniger schlecht als erwartet, dennoch fielen die Aktien deutlich und rissen andere Sektorvertreter mit sich.

Die Aktien von Julius Bär verloren 1,8 Prozent, Credit Suisse büssten drei Prozent ein und UBS sanken um 3,6 Prozent. Auch die Versicherungswerte verzeichneten zum Teil kräftige Einbussen. Swiss Re ermässigten sich um 1,9 Prozent.

Die Aktien von Schwergewicht Nestlé büssten 1,6 Prozent ein. Und auch Novartis, die über weite Strecken fester tendiert hatten, rutschten zum Schluss leicht in die Verlustzone. Die Details zum angekündigten Restrukturierungsprogramm waren zwar positiv aufgenommen worden, doch drückten Gewinnmitnahmen schliesslich auf den Titel.

Actelion abgesackt

Die Papiere von Actelion sackten um bis zu 5,5 Prozent ab, nachdem GlaxoSmithKline bekannt gegeben hatte, die Phase-II-Tests mit seinem neuen Orexin Inhibitor zu stoppen, nachdem in Tierversuchen Fälle von Toxizität beobachtet wurden.

Actelion arbeitet mit Almorexant an einem Schlaffmittel der gleichen Wirkstoffklasse. Ein Actelion-Sprecher sagte, dass nach den bisher vorliegenden Daten keinen Anlass bestehe, eine gefährliche Toxizität bei Almorexant anzunehmen. Die Aktien schlossen noch 3,1 Prozent im Minus.

Auch dass die US-Biotechnologiefirma Biogen ihren eigenen, milliardenschweren Verkauf überraschend abgeblasen hat, wurde ins Feld geführt: Biogens Pläne hatten auch bei Actelion für Fantasie gesorgt. Die Biogen-Aktien büssten 30 Prozent ein.

Industrietitel unter Druck

Grössere Verluste verzeichneten auch Titel aus dem Industriebereich. Dabei verloren ABB und Sulzer rund vier Prozent. Im Markt kursierende Spekulationen, ABB könnte am französischen Konkurrenten Schneider interessiert sei, stiessen auf wenig Echo. «Nur weil man das Gerücht immer wieder hört, wird es nicht besser», sagte ein Händler.

(rr/sda)