Medikamente sind zu teuer Mittwoch, 20. April 2005 / 15:30 Uhr
Zürich - Die Medikamentenpreise sind in der Schweiz deutlich höher als in den Nachbarländern. Gestützt auf eine Vergleichsstudie ortet santésuisse ein Sparpotenzial von 600 Millionen Franken.
Die gleichen Medikamente sind kurz hinter der Grenze 18-38 Prozent teurer.
Die Krankenkassen verlangen nun vom Bund drastische Preissenkungen. Der Preisvergleich des Dachverbandes santésuisse umfasst die Länder Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Belgien.
Demnach liegen die Medikamentenpreise ab Fabrik in den Nachbarländern zwischen 15 und 34 Prozent unter dem Schweizer Preisniveau. Am nächsten kommt Deutschland an die Schweizer Preise. Noch höher (18 bis 38 Prozent) sind die Unterschiede bei den Endverbraucher-Preisen. Verglichen wurden die 100 umsatzstärksten Medikamente ohne die in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich hohe Mehrwertsteuer.
Pharmaindustrie verschont geblieben
Die Pharmaindustrie sei bisher vom Kostendruck im Gesundheitswesen weitgehend verschond geblieben, sagte santésuisse-Präsident und Bündner SVP-Ständerat Christoffel Brändli. Gerade hier bestehe aber grosser Handlungsbedarf.
Nicht die Mengenausweitung, sondern Preiserhöhungen hätten in den letzten Jahren den Medikamentenanteil an den Gesundheitskosten erhöht. Rund ein Viertel der Versicherungsprämie entfalle heute auf Medikamente.
Der Bund ist gefragt
Laut Fridolin Marty, santésuisse-Gesundheitsökonom und Mitglied der Eidg. Arzneimittelkommission, muss der Bund seinen grossen Handlungsspielraum nutzen. Medikamentenpreise seien administrierte Preise, die auf Antrag der Pharmaindustrie bewilligt würden. Und laut Brändli fehlen in der KVG-Vorlage des Bundesrates griffige Massnahmen zur Dämpfung der Medikamentenpreise.
Bei Medikamenten mit abgelaufenem Patent sollte der Preis laut santésuisse durch die Behörden um mindestens ein Viertel auf mitteleuropäisches Niveau gesenkt werden. Bei patentgeschützten Medikamenten verlangt der Verband eine Reduktion von 15 Prozent.
Dies brächte bei den Top-100-Medikamenten Einsparungen von 300 Millionen Franken jährlich. Würden auch die anderen Medikamentenpreise der Spezialitätenlisten (Zugelassen für Grundversicherung) entsprechend reduziert, läge der Spareffekt bei insgesamt 600 Millionen Franken.
(fest/sda)
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