ENERGIE
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Russland und Ukraine verhandeln wieder

Mittwoch, 4. Januar 2006 / 10:03 Uhr

Moskau/Kiew - Nach den Lieferausfällen von russischem Erdgas hat sich in Europa die Versorgungslage normalisiert.

Gasprom will keine Zugeständnisse mehr machen.

Zwischen Russland und der Ukraine zeichnete sich eine erste leichte Entspannung im Gasstreit ab. Die beiden Ländern wollen an den Verhandlungstisch zurückkehren, wobei allerdings Russland auf seinem Standpunkt beharrt. «Es wird keine Zugeständnisse mehr geben», betonte ein Sprecher des vom Kreml kontrollierte Gasprom-Konzerns im Konflikt um die Preiserhöhung.

Eine Delegation des ukrainischen Energieversorgers Naftogas Ukrainy wurde am Abend in Moskau erwartet. Mit Moldawien, das ebenfalls einen Lieferstopp beklagt hatte, wurden bereits am Nachmittag die Gespräche in Moskau wieder aufgenommen.

Abstrafung?

Kritiker vermuten, dass Russland Moldawien - ebenso wie die Ukraine - für seine Annäherung an den Westen abstrafen will.

Die EU-Kommission hatte Kiew und Moskau zu neuen Verhandlungen aufgefordert. Aktiv vermitteln will die EU aber nicht. Der weltgrösste Gasproduzent Gasprom hatte zum Neujahr die Gas-Lieferungen an die Ukraine gestoppt, nachdem Verhandlungen über drastische Preiserhöhungen gescheitert waren.

Gas-Diebstahl?

Nach dem Lieferstopp an die Ukraine war auch weniger Gas als vertraglich vereinbart in West- und Mitteleuropa angekommen. Nun wirft Russland der Ukraine Diebstahl vor. Das Land habe 118 Millionen Kubikmeter Gas aus der Transitleitung in den Westen gepumpt.

Die Ukraine bestreitet dies. Aussminister Boris Tarsjuk lud die EU mit einem Brief ein, die Transitpipeline in der Ukraine zu besichtigen. Auch soll der EU Einblick in alle wichtige Unterlagen gewährt werden.

Entschädigungen

Der Gasprom-Konzern kündigte derweil an, die Versorgung für die Länder in West- und Mitteleuropa durch zusätzliche Exporte wieder vollständig herzustellen. Auch sagte der Konzern den Abnehmern eine Entschädigung zu. Mehrere Länder, die zum Teil erhebliche Lieferausfälle beklagt hatten, wurden bereits am Dienstag wieder voll versorgt.

Die russische Regierung forderte die EU zu einer Klage gegen die Ukraine auf. Die Situation lege Europa nahe, bei den Ukrainern eine uneingeschränkte Versorgung mit russischem Gas einzuklagen, schrieb Regierungschef Michail Fradkow an den EU-Ratsvorsitzenden, Österreichs Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.

(rr/sda)


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