ENERGIE
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Südsudan macht weiter Schulden bei Ölfirmen

Mittwoch, 6. August 2014 / 15:46 Uhr

Juba/Wien - Der Südsudan will sich weitere 200 Mio. Dollar (rund 180 Mio. Franken) von jenen Ölfirmen leihen, die die Ölfelder in der Region bewirtschaften - beziehungsweise zu bewirtschaften versuchen.

Der Südsudan lebt hauptsächlich von Öleinnahmen. (Symbolbild)

Denn die anhaltenden Konflikte rund um die rentabelsten Ölfelder in den Regionen Unity und Upper Nile machen es unmöglich, Gewinne einzufahren.

Fingerspitzengefühl angebracht

«Wenn die Ölfirmen glauben, dass die bewaffneten ethnischen Konflikte schlimmer werden, werden sie die Ölproduktion aus Sicherheitsgründen einstellen - das gilt vor allem für westliche Firmen. Diese werden sich auch aus Reputationsgründen in Konfliktregionen zumindest temporär zurückhalten, besonders wenn sie an der Börse gelistet sind und damit viel transparenter sein müssen», analysiert Paul Fink, Technischer Direktor von ADX Energy, im Gespräch mit pressetext.

«Chinesische Firmen haben keine so grosse Schar an genau beobachtenden Analysten, Journalisten und Grünen aus China hinter sich, die einen Aufschrei in der Bevölkerung hervorrufen würden, wenn sich die Ölfirmen einfach mit der neuen Regierung arrangieren», unterstreicht der Experte.

Drei Firmen zahlen 1,6 Mrd. Dollar (1,4 Mrd. Franken)

Derzeit sind es die China National Petroleum Corporation, Petronas (Malaysia)  und ONGC Videsh Ltd. (Indien), die es versuchen, ihre 1,6 Mrd. Dollar (1,4 Mrd. Franken), die sie bereits an Vorauszahlungen geleistet haben, zurückzuerwirtschaften. Die französische Ölfirma Total und ExxonMobil haben zwar Lizenzen erworben, um Ölfelder zu explorieren, halten sich damit aber zurück.

«Westliche Firmen wie Exxon haben ein Riesenheer an Anwälten, die Rechte langfristig sehr effizient wahren, wenn es Probleme mit der neuen Regierung geben sollte», erläutert Fink. Die umkämpften Regionen im Südsudan, die nach der Abspaltung vom Nordsudan nie wirklich zur Ruhe gekommen sind, erbringen derzeit nur 160.000 Barrel pro Tag, statt den anfänglichen 350.000 Barrel, die direkt nach der Staatsgründung vor drei Jahren erzielt werden konnten.

Norwegen als gutes Vorbild

«Da der Südsudan hauptsächlich von Öleinnahmen lebt, könnte ein starker Einbruch der Produktion die Streitparteien letztendlich zur Vernunft bringen. Kriegführen ist teuer und 'cash is king' gilt auch im Sudan», meint Fink. Ein Beispiel könnte sich der Südsudan an Norwegen nehmen, verdeutlicht Fink.

«Norwegen ist ebenso ein Land, das ausser Öl keine nennenswerten anderen Exportgüter hat und sich trotzdem beispielhaft entwickelt hat. Norwegen hat in Ausbildung und Universitäten investiert, in die Infrastruktur und in einen Staatsfonds, der die Ölgelder auch für andere Branchen nutzbar macht», so Fink weiter. «Ob diese positive Entwicklung auch in anderen Ländern wiederholt werden kann, ist fraglich, siehe Gegenbeispiel Nigeria.»

(flok/pte)


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