ENERGIE
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Weissrussland zahlt nach eintägigem russischen Gasboykott mehr

Donnerstag, 19. Februar 2004 / 18:27 Uhr

Moskau/Minsk - Nach einem eintägigen Boykott hat Russland die Gaslieferungen an Weissrussland wieder aufgenommen. Seit dem Nachmittag werde wieder Gas in die Pipeline gepumpt, teilte der staatlich kontrollierte Gaskonzern Gasprom in Moskau mit.

Wenn Putin wolle, dass Minsk dieses Geld bezahle, dann streichen wir eben die Medikamente der Tschernobyl-Opfer und nehmen es von denen, die im Schützengraben verfaulten, sagte Weissrusslands Präsident Alexander Lukaschenko an die Adresse des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Es sei Staatsterrorismus, einem anderen Land bei 20 Grad Frost das Gas abzudrehen. Weissrussland hat wie kaum ein zweites Land in Europa unter dem Zweiten Weltkrieg gelitten. Der Süden der Republik ist seit der Katastrophe im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl 1986 radioaktiv verseucht.

Seit Jahren versucht Russland, vom Bündnispartner Weissrussland marktübliche Preise für Gas zu erhalten. Russland hatte die Gaslieferungen am Mittwochabend gestoppt.

Die Weissrussen hätten begonnen, für den Export bestimmtes Gas illegal zu entnehmen, hiess es zur Erklärung in Moskau. Bereits vor einem Monat hatte Moskau die Gaslieferungen für Weissrussland vorübergehend für einen Tag unterbrochen.

Der jetzt geschlossene Vertrag gilt bis zum Monatsende. Ein mehrtägiger Boykott in Richtung Weissrussland würde auch Abnehmer in Polen betreffen. Deutschland erhält 90 Prozent der russischen Gaslieferungen über die Ukraine.

(bsk/sda)