Zielgerichtete Werbung in den USA unter Beschuss Donnerstag, 20. Januar 2022 / 16:43 Uhr aktualisiert: 17:31 Uhr
Politiker der Demokratischen Partei haben in den USA einen neuen Gesetzentwurf eingebracht, der die Nutzung zielgerichteter digitaler Werbung auf Werbemärkten (Targeted Advertising) verbieten würde, die von Plattformen wie Facebook, Google und anderen Datenmaklern mit grossen Gewinnen betrieben werden.
Werden Menschen in den USA jetzt besser vor zielgerichteter Werbung geschützt?
Das Gesetz über das Verbot von Targeting Ads ("Banning Surveillance Advertising Act") würde digitalen Werbetreibenden die Verwendung personenbezogener Daten verbieten. Es würden einige Ausnahmen gemacht, wie z. B. die Erlaubnis für eine weitgefächerte standortbezogene Werbung. Kontextbezogene Werbung, also Werbung, die speziell auf Online-Inhalte abgestimmt ist, wäre auch erlaubt.
"Das Geschäftsmodell der Überwachungswerbung ist kaputt"
"Das Geschäftsmodell von Targeted Advertising basiert auf dem ungebührlichen Sammeln und Horten persönlicher Daten, um die gezielte Ausrichtung von Werbung zu ermöglichen", sagte Anna Eshoo, demokratische Senatorin und die federführende Initiatorin des Gesetzentwurfs, in einer Erklärung. "Diese verderbliche Praxis ermöglicht es Online-Plattformen, das Engagement der Nutzer zu hohen Kosten für unsere Gesellschaft zu steigern, und sie fördert Desinformation, Diskriminierung, Unterdrückung von Wählern, Missbrauch der Privatsphäre und so viele andere Schäden. Das Geschäftsmodell der Überwachungswerbung ist kaputt."
Würde das Gestz in Kraft treten, müssten Facebook und Google ihre Werbepraktiken komplett überdenken. Seit Jahren debattieren die Gesetzgeber darüber, wie die Tech-Industrie in Fragen des Datenschutzes, der Desinformation und der Moderation von Inhalten reguliert werden kann. Eshoo und ihre Mitbefürworter argumentieren, dass die derzeitigen Werbemodelle der Technologiebranche Anreize für die Verbreitung schädlicher Inhalte bieten und sie dazu ermutigen, schädliche Beiträge zu verstärken, um die Nutzer auf ihren Plattformen zu halten.
Pro Verstoss Entschädigung von bis zu 5000 Dollar
Der Gesetzentwurf ermächtigt die Federal Trade Commission und die Generalstaatsanwälte der Bundesstaaten, die neuen Regeln für die gezielte Werbung durchzusetzen. Ausserdem können einzelne Nutzer Plattformen wie Facebook und Google verklagen, wenn sie gegen das Gesetz verstossen, wobei pro Verstoss eine Entschädigung von bis zu 5000 Dollar gewährt wird.
"Überwachungswerbung ist eine räuberische und invasive Praxis", sagte Senator Booker in einer Erklärung. "Das Horten von persönlichen Daten der Menschen missbraucht nicht nur die Privatsphäre, sondern fördert auch die Verbreitung von Fehlinformationen, häuslicher Gewalt und gewaltätigem Rassismus."
Seit der Aussage der Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen vor dem Kongress im vergangenen Jahr haben die Gesetzgeber eine Reihe neuer Gesetzesentwürfe zur Regulierung der Algorithmen sozialer Medien vorgelegt, um die Verbreitung schädlicher Inhalte zu bekämpfen. (fest/news.ch mit Agenturen)
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